Giuseppe Verdi, Nabucco, dritter Teil, fünfte Szene
Der Zukunft Dunkel ist vor mir gelichtet
Zerbrochen wird das Joch der Sklaverei
Das Reich des Unterdrückers wird vernichtet
Der starke Löwe Juda´s ringt sich frei
Wild werden Schlangen und Hyänen hausen
Auf unsrer Feinde Schädel und Gebein
Und herrschen wird ein Schweigen voller Grausen
Im Staube, den die Lüfte rings zerstreu´n.
Ertönen werden nur des Uhu Klagen
Wenn still der Abend naht dem öden Strand
Kein Stein wird je dem müden Pilger sagen
Dass einst das stolze Babylon hier stand
Der „Gefangenenchor von Nabucco“: Verdi nahm in gewisser Weise die Rolle einer „“Galionsfigur““ des Widerstandes gegen die Habsburgermonarchie ein. Die Zeitgenossen hörten und verstanden die in seinen Opern (mehr oder weniger) versteckten Freiheitsappelle. Bezeichnend die Worte des Komponisten Luigi Dallapiccola, der in späteren Jahren über die Bedeutung Verdis schrieb: „“Niemals, weder zuvor noch danach, stand das Volk in so tiefem, so entscheidenden Einklang mit einem Komponisten““ (Wagner 2001, 30).
Besonders Verdis „martialisch-aggressiven und schwungsvollen“ Chören sollten in den Jahren des „Risorgimento“ (=ital. „Wiederaufstieg“, Titel einer vom Grafen Cavour seit 1847 herausgegebenen Zeitung, später Bezeichnung für die italienische Einigungsbewegung) auf den Straßen „als Fanale der Unabhängigkeitsbewegung“ (Fath 2000) ertönen. Vor diesem Hintergrund erscheint die Feststellung kaum übertrieben, dass Verdi „als moralische und künstlerische Instanz eine singuläre Rolle“ (Fath 2000) spielte. „Die Wahrheit nachzubilden, ist verdienstvoll -die Wahrheit zu erfinden ist viel besser“
Mit seiner Oper „NABUCCO“ vertonte Verdi ein Thema aus der jüdischen Geschichte und machte das Sehnen des jüdischen Volkes in der „Babylonischen Gefangenschaft“ zu einem Symbol für den italienischen Widerstand gegen die Fremdherrschaft der Habsburger, wie sie durch den Wiener Kongress (1814-15) zementiert wurde. Mit dem am 9. März 1842 in Mailand uraufgeführten „Nabucco“ sollte Verdi zugleich sein Durchbruch als international anerkannter Opernkomponist gelingen. Die Premier gipfelte „in nicht enden wollenden Ovationen“ (Pahlen 1999, 154). Verdi selbst bestätigte 1879 in einem autobiographischen Bericht: „Mit dem „Nabucco“ begann mein eigentlicher Weg als Opernkomponist“ (Pahlen 1999, 139). Die Oper „Nabucco“ wird heute jedenfalls als ein quasi „Geniestreich“ angesehen, „als das plötzliche Aufleuchten einer ungewöhnlichen, ja riesigen Begabung, der die höchsten Ziele erreichbar sind“ (Pahlen1999, 173). (Quelle)
Nabucco: (Originalsprache: italienisch) – Musik: Giuseppe Verdi / Libretto: Temistocle Solera – Uraufführung: 9. März 1842 – Ort der Uraufführung: Mailand, Teatro alla Scala – Spieldauer: ca. 2 1/4 Stunden – Ort und Zeit der Handlung: 586 v. Chr. in Jerusalem und Babylon