Der König thront; es sitzen
die Großen im Gemach
wohl tausend Lampen blitzen
beim festlichen Gelag
Aus Juda´s heil’gen Schalen
trinkt die gottlose Schar
entweihend zu Pokalen
was einst Jehova´s war
Zu dieser Stunde hebet
sich plötzlich eine Hand,
die längs der Mauer schwebet
und schreibet, wie auf Sand
Von Arm und Leib getrennet
nimmt man die Hand gewahr,
die längs den Lettern rennet
und schreibet wunderbar.
Der König sieht´s mit Bangen,
dahin ist seine Lust,
ohn´ Blut sind seine Wangen,
er stöhnt aus tiefer Brust;
„“Laßt uns die Männer hören,
die weisesten der Welt,
die Zeichen zu erklären,
die unsre Lust vergällt.““
Geschickt sind die Chaldäer,
doch sie erraten´s nicht;
verhüllet bleibt dem Seher
das furchtbare Gesicht. a youth,
Geübt sind Babels Greise
wohl in geheimer Lehr;
doch hier sind sie nicht weise,
sie sehn es, und nichts mehr.
Ein Jüngling hört, gefangen
lebt er in Babels Land,
des Königes Verlangen
und fand der Schrift Verstand.
Die Lampen schienen helle,
die Lettern standen klar;
er deutet´s auf der Stelle:
Der Morgen zeigt es wahr.
Mene:
Voll sind des Königs Tage,
vollendet ist sein Reich.
Tekel:
Gott wog ihn auf der Wage,
fand ihn dem Staube gleich.
Peres:
Hinab von seinem Throne
steigt er im Grab gewand.
Upharsin:
Der Perser hat die Krone,
der Meder hat das Land.““
von Franz Theremin – ca. 1815 , zur Zeit des Wiener Kongresses . 1826 vertont Johann Karl Gottfried Loewe (1796-1869) dieses Gedicht nach dem englischen Original von Lord Byron