„Uns erscheint der Misserfolg der Uraufführung völlig unbegreiflich. Das Drei-Stunden-Werk ist ja eins der beeindruckendsten Chorstücke zwischen Antike und Gerhard Hauptmann. Doch es passt. Die Zeichen an der Wand sieht man nicht gerne. Das war auch in Händels Wahlheimat so: 1744/45 – keine gute Zeit für den Sachsen in London. Der Adel hatte ihn pikiert fallen lassen. Man ließ nachts die Plakate abreißen.
Die Damen luden zum Tee, wenn des unverheirateten Riesen BELSHAZZAR lief. Eine werdende Kolonialmacht will unterhalten werden, und kein schockierendes Menetekel über hybride Machenschaften an die Wände gesprüht kriegen. Die gute Gesellschaft hat da stets einen feinen Geschmack bewiesen. Man boykottierte Händels Aufführungen und versuchte, sein Unternehmen zu ruinieren.“
Olaf Brühl, junge Welt, 29.05.2004