Heinrich Heine (um 1824) – 1840 von Robert Schumann (1810-1856) für tiefe Singstimme und Klavier vertont. Eine weitere Vertonung ca. 1890 von Mathieu Neumann (1867-1928) für Männerchor.
Die Mitternacht zog näher schon
In stummer Ruh lag Babylon
Nur oben in des Königs Schloß
Da flackerts, da lärmt des Königs Troß
Dort oben in dem Königssaal
Belsazar hielt sein Königsmahl
Die Knechte saßen in schimmernden Reihn
Und leerten die Becher mit funkelndem Wein
Es klirrten die Becher, es jauchzten die Knecht´
So klang es dem störrigen Könige recht
Des Königs Wangen leuchten Glut
Im Wein erwuchs ihm kecker Mut
Und blindlings reißt der Mut ihn fort
Und er lästert die Gottheit mit sündigem Wort
Und er brüstet sich frech, und lästert wild
Der Knechtenschar ihm Beifall brüllt
Der König rief mit stolzem Blick
Der Diener eilt und kehrt zurück
Er trug viel gülden Gerät auf dem Haupt
Das war aus dem Tempel Jehovas geraubt
Und der König ergriff mit Frevlerhand
Einen heiligen Becher, gefüllt bis zum Rand
Und er leert ihn hastig bis auf den Grund
und rufet laut mit schäumendem Mund:
Jehovah! dir künd ich auf ewig Hohn –
Ich bin der König von Babylon!
Doch kaum das grause Wort verklang
Dem König wards heimlich im Busen bang
Das gellende Lachen verstummte zumal
Es wurde leichenstill im Saal
Und sieh! und sieh! an weißer Wand
Da kams hervor wie Menschenhand
Und schrieb, und schrieb an weißer Wand
Buchstaben von Feuer, und schrieb und schwand
Der König stieren Blicks da saß
Mit schlotternden Knien und totenblaß
Die Knechtenschar saß kalt durchgraut
Und saß gar still, gab keinen Laut
Die Magier kamen, doch keiner verstand
Zu deuten die Flammenschrift an der Wand
Belsatzar ward aber in selbiger Nacht
Von seinen Knechten umgebracht.